Einleitung
Was ein Architekt macht, weiß jeder. Er baut Häuser. Der Architekt entwirft, er plant, er beaufsichtigt, letztendlich hat er ein Haus gebaut. Sicher, die Aufgaben des Architekten sind bei Weitem komplexer, als hier dargestellt, aber dennoch: ein respektabler Beruf mit Hand und Fuß. Dann gibt es da noch einen zweiten Architekten. Manchmal kommt er im Schlepptau des ersten, manchmal gibt er allein Dekotipps in Wohnzeitschriften, manchmal rettet er arme Menschen auf Bauruinen im TV. Doch immer bleibt etwas undurchsichtig, was er genau macht, wofür man ihn genau braucht, hätte denn nicht ein einfacher Architekt genügt? Also, wer ist es? Man ahnt es schon: der Innenarchitekt. Oder sagen wir lieber, wo wir doch schon in Stereotypen schwelgen: die Innenarchitektin. Auf Familienfeiern bekommt die arme Frau, sie berichtet hier aus eigener leidvoller Erfahrung, zu hören: „Ach, du bist Innenarchitektin?! Wie schön. Ja, das wäre auch was für mich gewesen, ich dekoriere doch auch so gern.“ Nun ja, danke für das Kompliment, ein schaler Nachgeschmack bleibt trotzdem. Dafür hat sie also Jahre lang studiert, oft trägt sie sogar den Titel Dipl.-Ing. Nun würde man aber erwarten, dass eine Erklärung folgt: was ist er denn nun, der Innenarchitekt? Was macht er, was unterscheidet ihn? Wenn die Frage einfach zu beantworten wäre, gäbe es weder die Unwissenheit, und diese Arbeit erst recht nicht. Es gilt nun also, die Vorurteile und Stereotypen aufzudecken, um dem Berufsstand des Innenarchitekten zu demselben respektablen Ruf wie dem des Architekten zu verhelfen. Also soll zunächst einmal aus historischer Sicht geklärt werden: wo kommt er her, der Beruf des Innenarchitekten? Was sind seine Wurzeln? Wie konnte es soweit kommen? Unausweichlich ist es bei der Beschäftigung mit dem Beruf des Innenarchitekten sich auch mit dem Thema Geschlechtsidentität zu befassen. Dem Leser wird das Vorurteil geläufig sein, bei der Innenarchitektur handle es sich um einen weiblicher Beruf. Nun sieht man so eine Aussage in unserer emanzipierten, postfeministischen Zeit nicht gern. Sollten wir nicht längst darüber hinaus sein, den Geschlechter passende Berufe und den Berufen typische Geschlechter zuzuordnen? Dennoch belegen sowohl die eigenständig erhobenen Mitgliederzahlen beim BDIA, über 63 Prozent sind Frauen, als auch die Zahl der Studentinnen an deutschen Hochschulen im Fach Innenarchitektur, dass es sich dabei um einen sogenannten Frauenberuf handeln muss. Sowohl die historische Entwicklung des Berufes als auch die heutige Genderforschung geben Antworten auf diese fragwürdig Entwicklung. Vollständige Thesis lesen unter: http://issuu.com/jwvb/docs/thesis |